Die Alpen umfassen zwischen tiefliegenden, breiten Talschaften, schmalen Schluchten, steilen Hängen und unterschiedlichsten Gipfelformen auch sehr verschiedene Landschaftsformen, die von flachlandähnlichen Bedingungen und sehr geschützten Mulden bzw. Sonnenfallen bis zu höchst ausgesetzten Lebensräumen reichen.
Sehr unterschiedlich ist auch das Klima, das von ausgeprägten Wärmeinseln mit Mittelmeerklima, inneralpinen Trockenzonen mit hangsteppenartiger Vegetation über nasse Nordstaulagen, rauhem Höhenklima bis zu hochalpinem, fast arktischen Bedingungen äusserst unterschiedliche Voraussetzungen für das Leben schafft.
Nach oben dünnere Atmosphäre, starke Sonneneinstrahlung an Südhängen, schattige Nordhänge, Ackerbau, Wiesen, Wälder, Alpflächen, Gletschervorland – auch hier ist die Vielfalt überwältigend.
Aus dieser ganzen Palette an verschiedenen Aspekten wählen wir für dieses Portal, bei denen es um das Leben der Menschen in den Alpen geht, um Leben, Wohnen, Arbeit und Freizeitbeschäftigung "am Berg".
In diesem Sinne soll es hier um Berglandwirtschaft mit oder ohne Alm- bzw. Alp-Betrieb, um die verschiedensten Sportarten, die durch die von Menschen geformte Kulturlandschaft begünstigt werden, wie Wandern und Skifahren, um regionale Produkte, vor allem Lebensmittel, aus dem Berggebiet, und um Tourismusangebote, die mit regionalen Erzeugern zusammenarbeiten, gehen.
Und es geht natürlich auch um die Menschen, die in und von den Bergen leben - oder in die Berge fahren, um sich dort zu erholen, sportlich zu betätigen oder einfach die Seele baumeln zu lassen.
Das Leben in den großen Tälern, wie z.B Rhein-, Rhone-, Isere-, Etsch- oder Inntal und in den dortigen Städten hat sich dem Leben in den ausseralpinen Ballungsräumen weitestgehend angeglichen, das Leben in diesen Regionen hat einen hohen Freizeitwert, soll hier aber nicht eingehend betrachtet werden.
Die Alpen – aus der Ferne und von innen betrachtet
Für viele Menschen - besonders für welche aus alpenfernen Gebieten - sind die Alpen ein Inbegriff ursprünglicher Natur und steiler Berge. Wer selbst nicht in die Berge geht, kennt die Alpen meist trotzdem als Barriere auf dem Weg in den sonnigen Süden, man fährt durch große Täler, über Pässe und durch Tunnels und erlebt, dass man eine besondere Landschaft durchquert.
Aber diese besondere Landschaft ist eben nicht nur ein großes Schauspiel der Natur, sondern der Mensch bändigt und nutzt diese Natur bereits seit Jahrtausenden, formt sie um und macht sie überhaupt erst bewohnbar und verkehrstauglich.
Die Alpen liegen als großer Gebirgszug in der Mitte Europas. In ihnen finden sich die verschiedensten Klimazonen, von der mediterranen Alpensüdseite bis zum hochalpinen Klima der Gletscherzonen.
Seit dem Ende der Eiszeit wurden die Alpen von Menschen zunehmend erschlossen. Während der Jungsteinzeit begann die Nutzung der südlichen Alpenabdachung als Sommerweide. Die Dauerbesiedlung mit Ackerbau und Viehzucht landwirtschaftliche Nutzung begann ca. 4000 v. Chr. in den grossen Alpentälern. Heute bestimmt die Landwirtschaft mit ihren Feldern, Wiesen und Alpflächen in weiten Teilen das Landschaftsbild.
Der Mensch in den Alpen
Wer sich in den Alpen bewegt, kann relativ leicht erkennen, ob er sich in einer einigermassen intakten Kulturlandschaft bewegt oder ob er sich in einer Gegend des Verfalls befindet.
Wo die Menschen die Täler verlassen, verbuschen die Hänge, auf den Alpwiesen breitet sich der Wald wieder aus.
Wo das Gras nicht mehr gemäht oder abgeweidet wird, steigt durch das Legen des Grases die im Winter die Lawinengefahr. Es kommt zu Verletzungen der Grasnarbe und auch die Gefahr durch Vermurungen steigt.Auch da, wo die Landwirtschaft zugunsten des Tourismus eigentlich eingestellt wurde, muss die Bewohnbarkeit der Täler und die Nutzbarkeit des Geländes durch kostspielige landschaftspflegerische Maßnahmen unterstützt werden. Skipisten nehmen duch Bodenverdichtung und geringere Vegetation weniger Wasser auf und begünstigen lokale Überschwemmungen. Die großflächige Bebauuung und Bodenversiegelung lässt das Regenwasser nicht in den Boden eindringen und verstärkt durch oberflächliche Ableitung ebenfalls die Hochwassergefahr.
Die Alpen als Erholungsgebiet, wie wir es kennen und lieben, sind mit ihren Almen und Alpflächen und ihrer Artenvielfalt zum großen Teil Kulturland und damit Menschenwerk. Urlaub und Sport wie Skifahren, Bergsteigen oder Mountainbiken wären in einem menschenleeren Alpenraum nicht mehr so komfortabel möglich wie heute.
Tradition und Innovation
In den Alpen gab es schon immer unterschiedliche Wirtschaftsformen. Es gab schon vor Jahrhunderten Bergbauern, Jäger, Händler, und Bergleute, die Erze abgebaut haben. Dementsprechend gab es auch schon immer Arm und Reich. Das Leben war allerdings für alle früher mühseliger und härter, und gerade in den Alpen war man von Unwegsamkeit, Steilheit und harten Wintern besonders betroffen.
Die Zeiten haben sich geändert. Autobahnen führen in und über die Alpen, auch das kleinste Dorf und der höchste Bergbauernhof ist mit dem Auto zu erreichen, jede Alm ist mit Wirtschaftswegen erschlossen oder kann zumindest mit Matrialseilbahn oder Hubschrauber versorgt werden. Es gibt nur wenige Ausnahmen, bei denen einige Unbeugsame noch auf die alte Abgeschiedenheit schwören.
Die steilen Hänge und die schneereichen Winter sind heute die Basis für einen florierenden Schitourismus. Lästig sind höchstens noch ein paar Lawinenstriche, wegen denen man immer noch nicht überall bauen kann. Im Zeichen des Klimawandel haben die Schiorte ja geradezu Angst um ihre Schneesicherheit und der Konkurrenzdruck lässt immer noch mehr Kunstschneeanlagen entstehen. Schon die Engländer nannten die Alpen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Spielplatz Europas und seitdem wurde überall erschlossen, was es zu erschliessen gab.
Alles in Butter, können man nun vielleicht meinen, aber dem ist natürlich nicht ganz so. Staus und Autoabgase, Bausünden und an Hässlichkeit kaum zu überbietende Hotelklötze lassen sich allerorten erleben und besichtigen. Und so eine schön planierte Schipiste lässt sich im Sommer auch nicht gerade als Inbegriff der Bergromantik vermarkten.
Unbestreitbar ist, dass der allgemeine Lebensstandard in den Alpengebieten heute wesentlich besser ist als noch vor 50 oder 100 Jahren. Es sind reiche Staaten, die an den Alpen ihren Anteil haben, und wir haben hier auch unser europäisches Wertesystem, in dem Gleichheit und Brüderlichkeit zumindest von der Idee her relativ gut verankert sind. Dennoch ist der Fortschritt auch hier ein zweischneidiges Schwert, Zivilisationskrankheiten nehmen wie überall in den westlichen Ländern zu und die Zersiedelung und Zerstörung von Heimat werden schon lange nicht mehr unkritisch betrachtet.
Ausserdem trifft der Geldsegen nicht alle gleich. Tourismuseinrichtungen gehören heute großen Firmen und sind kein Allgemeingut, nicht jeder Ort eignet sich zur Einrichtung eines Schigebiets, es will auch nicht jeder eine Lift vor der Nase und Anderes mehr. Wer in den Alpen lebt, hat ja hier nicht nur Hochsaison, sondern muss auch in den anderen Jahreszeiten über die Runden kommen. Bergbauern und Handwerker spielen hier eine besondere Rolle, denn es geht hier nicht nur um Traditionspflege, sondern die Leistungen dieser Bevölkerungsgruppen sind ja überhaupt erst die Basis, auf der der Tourismus und die Dienstleistungsgesellschaft aufbauen müssen. Sie sind also nicht nur aus bergromantischen Erwägungen her erhaltenswert und stellen auch kein Freilichtmuseum für vergangenheitsbehaftete Lebensformen dar, sondern ihr Erhalt und ihre Förderung ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit und gleichzeitig identitätsbildend für die Alpenländer.
Nichtsdestotrotz sind aufgrund von Geländebeschaffenheit, Steilheit, Klima und relativ schwieriger Erreichbarkeit die Produktionskosten für Bergbauern wesentlich höher als bei ihren Kollegen im Flachland und viele könnten ohne Fördermittel nicht überleben. Daher versucht man mit Qualitätsprodukten und neuen Ideen konkurrenzfähig zu bleiben oder zu werden und entwickelt verschiedenste Produkt- und Dienstleistungsideen, die dann im regionalen Tourismus oder auch in alpenfernen Ballungsgebieten als ausgesprochene Besonderheiten vermarktet werden.